Brockengespenst und Glorie

Erklärung

Ein Brockengespenst entsteht, wenn der Schatten des Beobachters auf eine Nebelwand fällt. Die Nebelwand kann man mit einer Kinoleinwand vergleichen, auf der das Schattenbild dann in mehrfacher Vergrößerung projiziert wird. Nur hat Nebel im Gegensatz zur Leinwand keine glatte Oberfläche, so daß 3D-Bilder entstehen, die sich durch Wallung des Nebels gespenstig verändern, ohne daß der Beobachter sich bewegt. Manchmal bildet sich um den "Kopf" des Brockengespenstes eine farbige, ringförmige Leuchterscheinung, die sogenannte Glorie. Diese entsteht durch Rückstreuung und anschließende Beugung der Sonnenstrahlen an den winzigen Nebeltröpfchen. Die kleinen runden Tröpfchen lenken die Lichtstrahlen dabei zu einem Muster konzentrischer Kreise ab. Da sich die Glorie um den Gegenpunkt der Sonne (in diesem Fall um den Schatten des Berges, Gebäudes, Flugzeuges, Beobachters, etc) bildet, ist sie fast ausschließlich von erhöhten Standpunkten aus beobachtbar. Je weiter der Nebel entfernt ist, desto größer und farbenprächtiger wird die Glorie, aber das Brockengespenst wird zunehmend kleiner und unscheinbarer. Dafür wird häufig noch eine weiteres Phänomen sichtbar: der Nebelbogen. Die erste ausführliche Beschreibung von Brockengespenst und Glorie stammt von dem dem berühmten spanischen Wissenschaftler und Kapitän Ulloa, der mit dem französischen Gelehrten Bougner 1735 die Anden überquerte. Der bis Ende des 18. Jahrhunderts international gebräuchliche Ausdruck "Ulloas Ring" wurde nicht zuletzt durch Goethes "Farbenlehre", für die er auch optisch-meteorologische Studien auf dem Brocken trieb, allmählich abgelöst und die Bezeichnung Brockengespenst hat den Brocken in der meteorologischen Weltliteratur dadurch bekannt gemacht. Denn der Brocken besticht wegen seiner exzentrische Lage nicht nur durch äußerst dichten Nebel (Sichtweiten von nur wenigen Metern sind keine Seltenheit!), sondern man trifft dort aufgrund der durchschnittlich über 300 Nebeltage im Jahr das Brockengespenst wohl auch am häufigsten an.

Fotos

Glorie mit Flugzeugschatten
Glorie mit Flugzeugschatten am 28.11.2007 auf Flug von Berlin nach Frankfurt (Foto: Andreas Zeiske)
Glorie aus dem Flugzeug
Glorie aufgenommen aus dem Flugzeug (Foto: Michael Theusner)

Brockengespenst

Brockengespenst
Brockengespenst (Foto: Michael Großmann)
Dort droben auf dem hohen Berg
die dichten Nebel steigen.
Man sagt, dort trieben Teufelswerk
die Geister, die sich manchmal zeigen.
Die Sonne matt im Dunste glänzt,
in ihrem Licht, dem fahlen,
hebt schaurig sich ein Berggespenst
und reckt sich in den Strahlen.
Der Schemen auf der Nebelwand
zeigt sich mit drohender Gestalt.
Als Bote aus dem Geisterland
durchgleitet er den dichten Wald.
Auf seinem dunklen, finster'n Haupt
prangt eine bunte Krone.
Schon mancher sah's, und hat geglaubt,
dass ein Gespenst hier wohne.
Bald verschlucken Nebelschwaden
Sonne und das Schattenbild.
Ist's zum Segen, ist's zum Schaden,
was die Geister führ’n im Schild?
© Claudia Hinz